Zusammenfassung
In den letzten zehn Jahren hat Zygmunt Bauman eine Reihe von Büchern veröffentlicht, die den postmodernen Wandel in Gesellschaft, Theorie, Kultur Ethik und Politik skizzieren. Die Veränderungen in der gegenwärtigen Gesellschaft und Kultur, so Bauman, benötigen neue Modelle des Denkens, der Moral und der Politk, um angemessen auf die neuen sozialen Bedingungen antworten zu können. Dies erfordert eine Neuformierung der kritischen Sozialtheorie und neue Pflichten und Aufgaben für eine postmoderne Soziologie. Bauman ist deshalb eine fundamentale Herausforderung für die gegenwärtige Sozialtheorie und stellt eine originelle und provokative postmoderne Version soziologischer Imagination bereit, indem er Umrisse des fundamentalen sozialen und kulturellen Wandelns unserer Zeit entfaltet und Wege entwickelt, in die Theoriebildung und Politik ausgerichtet werden müssen, um diese Fragen kreativ abbilden und demokratisch zu beantworten.
Übersetzt von Thomas Kron und Matthias Junge.
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Notes
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Diese hervorragende Ausgabe der „Theory, Culture & Society“ war das bestverkaufteste Journal in der Geschichte der „Sage Publications“ und hatte einen gewaltigen Einfluss auf die aufkommende Debatte zur Postmoderne. Die Beiträge dieser Ausgabe von Featherstone, Bauman, Kellner, Lash, Shusterman, Rose, Fraser and Nicholson, Carravetta, Zukin, Friedman, Denzin, O’Neill, Stauth, Turner und, Boyne und anderen führten zu vielen Veröffentlichungen zum postmodernen Wandel und waren die Matrix neuer Projekte dieser Autoren. Bauman veröffentlichte seine Studie zur postmodernen Soziologie später unverändert in „Intimations of Postmodernity“ (Bauman 1992).
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Bauman (1992, S. xiv) stimmt Toulmins Analyse der Unterscheidung zwischen dem Wissenskonzept der Renaissance und dem cartesianschen Ideal von Sicherheit, absoluter Wahrheit, Universalität und System zu, versäumt aber zu bestätigen, dass die Kritik des cartesianischen Ideals und die Postulierung von Alternativen ein wiederkehrendes Merkmal der Moderne und der modernen Theorie ist. Beide, Toulmin und Bauman, bemerken zudem nicht den Umfang, in dem bestimmte Ideale der Renaissance – praktisches, lokales und hypothetisches Wissen, die pragmatische Relation des Wissens und der kritische Skeptizismus – in den postmodernen Diskurs zurückgekehrt sind.
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Für Marx z. B. ist die Geschichte der Moderne eine Geschichte des Auftauchens des Kapitalismus und der Übergang von einer vorkapitalistischen zu einer kapitalistischen Gesellschaft. Für Weber ist es die Geschichte des Triumphes der instrumentellen Rationalität und der Rationalisierung aller gesellschaftlichen Sphären und Gedanken. Für Durkheim ist es das Erscheinen einer modernen Sozialordnung und den Normen der Sozialintegration. Für Nietzsche ist es der Aufstieg des modernen Staates und einer Massenkultur und -gesellschaft. Für Simmel ist es das Aufkommen der metropolen urbanen Zivilisation, für Tönnies der Übergang von der Gemeinschaft zur Gesellschaft, für Dewey das Erscheinen neuer Formen von Kommunikation und partizipativer Demokratie usw. Diese ökonomischen, politischen und sozialen Bestimmungen der Moderne werden in Baumans vorwiegend kulturalistischer Konstruktion der Moderne verdrängt und oft ignoriert.
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Man könnte diese Kritik auch gegen die Ansicht eines ungeordneten Kapitalismus von Offe (1985) sowie von Lash und Urry (1987, 1994) wenden. Obwohl es sicherlich Phänomene von Desorganisation in der Gegenwart gibt, könnten diese Teile einer Reorganisation von Kapital und Gesellschaft sein. Ein solcher Prozess, glaube ich, liegt hinter der Erscheinung, die oft als „postmodern“ beschrieben werden und deshalb würde ich sagen, dass das, was heute benötigt wird, die gleiche Art der Analyse einer neuer Kapitalstufe ist, wie sie von der Frankfurter Schule in ihren Untersuchungen des Übergangs vom Markt zum Staat und zum monopolistischen Kapitalismus in den 30er Jahren durchgeführt wurden (Kellner 1989). Ich würde aus diesem Grund sagen, dass das Kapital immer noch die maßgebliche organisierende Kraft gegenwärtiger Geselschaften ist, dass sie beide Formen, Organisation und Desorganisation erzeugt, und sie dass in Verbindung mit neuen Formen von Wissenschaft und Technologie den postmodernen Wandel in jedem Aspekt des Lebens bewirkt.
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Literatur
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Ritzer, G. (1997). Postmodern social theory. New York.
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Kellner, D. (2014). Zygmunt Baumans postmoderne Wende. In: Junge, M., Kron, T. (eds) Zygmunt Bauman. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19903-0_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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