Zusammenfassung
Kein Impuls der letzten vierzig Jahre hat je für so viel Zündstoff und Betriebsamkeit innerhalb der Behindertenhilfe und der Sozialpsychiatrie gesorgt wie die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK). Seit ihrer Verabschiedung in der UN-Generalversammlung am 13. Dezember 2006, spätestens seit ihrer rechtsverbindlichen Inkraftsetzung in Deutschland im März 2009 wird in unseren Ministerien, Verbänden, Selbstvertretungsorganisationen und Angehörigenvereinen, in Schulen und anderen Einrichtungen der Bildung sowie in Wohn- und Werkstätten mit einer Leidenschaft über Inklusion und Partizipation, Autonomie und Selbstbestimmung, Bürgerrecht und Barrierefreiheit debattiert, wie dies in den – fast möchte man sagen: „lauen“ – Zeiten der Normalisierungs- und Integrationsbemühungen kaum für möglich gehalten worden ist. Denn die einzelnen Artikel der Konvention konkretisieren ja nicht nur die allgemeinen Menschenrechte endlich auch für Bürgerinnen und Bürger mit Handicap, indem sie ihnen explizite Anerkennung und institutionelle Rückendeckung geben (Bielefeld 2011), sondern sie zielen ab auf eine etwas andere Gesellschaft, die „gelingendes Leben ermöglicht, Gemeinschaft verwirklicht und menschliche Vielfalt als gemeinsame Bereicherung erlebt“ (Bundesverband evangelische Behindertenhilfe 2010, S. 1). Mittel- bis langfristig erwarten nicht wenige von der UN-BRK einen entscheidenden Impuls zur Humanisierung der Gesellschaft insgesamt (Bielefeld 2006, S. 15; Graumann 2011, S. 33; Markowetz 2011, S. 49, Eurich und Lob-Hüdepohl 2011; BMAS 2011).
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Clausen, J. (2012). Dimensionen der Inklusion in der Behindertenhilfe und der Sozialpsychiatrie. In: Balz, HJ., Benz, B., Kuhlmann, C. (eds) Soziale Inklusion. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19115-7_11
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