Zusammenfassung
Während Gottscheds Verhältnis zu Literaturepochen wie der römischen Antike, dem deutschen Mittelalter oder dem französischen Klassizismus deutlich konturiert werden kann, wird die Beziehung zu seiner unmittelbaren Vergangenheit – dem 17. Jahrhundert – in der Forschung ambivalent bewertet. Begreift man den Wechsel von Barock zu Frühaufklärung als Übergang, so können transitorische Elemente der gottschedischen Wissensproduktion benannt werden (epideiktische Paratexte, Auswahl der literarischen Muster, polyhistorischer Enzyklopädismus, Kontinuität zur frühneuzeitlichen Sozietätsbewegung in der Deutschen Gesellschaft). Fasst man Gottsched genuin als Dichtungstheoretiker, der eine philosophische Begründung der Poetik entlang der wolffschen Philosophie ausarbeitete, so muss man eine der Gründungsfiguren der deutschen Aufklärung in scharfem Kontrast zum 17. Jahrhundert positionieren. Der Artikel fragt nach Gottscheds Traditionsverhalten in Bezug auf frühneuzeitliche Autoren (v.a. Martin Opitz), seiner Rezeption der barocken Dichtungslehren und seiner Stellung zum Barockdrama.
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Literatur
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Amslinger, J. (2023). Literarische Tradition: Barock. In: Meixner, S., Rocks, C. (eds) Gottsched-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05967-3_4
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