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Antike Liebesdiskurse und ihre Potentiale für die Philosophie der Gegenwart. Zur Einführung

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Was Liebe vermag

Zusammenfassung

Die Frage nach dem Wesen, den Gründen und Wirkungen der Liebe beschäftigt Philosoph:innen nicht erst in der Gegenwart. Bereits in der griechisch-römischen Antike haben sie intensiv darum gerungen, dieses komplexe Phänomen, das ohne Zweifel zu den wichtigsten des menschlichen Lebens gehört, zu erfassen und begrifflich zu fixieren. Zugleich hat sich die Philosophie hier selbst als eine Praxis ausgelegt, die sich einer bestimmten Form der Liebe verdankt, der „Weisheitsliebe“ – so eine nach wie vor gültige Übersetzung der φιλοσοφία. Auffällig ist dabei zunächst, dass der Liebesbegriff im antiken Denken auf besondere Weise schillert. Er lässt sich keinem einzelnen Bereich zuordnen, sondern gehört zur Metaphysik ebenso wie zur Anthropologie und Psychologie, Ethik und Politik. Die Vielfalt spiegelt sich auch in den drei zentralen griechischen Ausdrücken: ἔρως, φιλία und ἀγάπη. Inwiefern zeichnet sich in all diesen Thematisierungen der Liebe aber etwas Gemeinsames ab? Und was könnten wir aus einer Beschäftigung mit den antiken Denkern womöglich heute noch über die Liebe lernen?

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Notes

  1. 1.

    Marion (2011, S. 11).

  2. 2.

    Marion (2011, S. 11 f.).

  3. 3.

    Marion (2011, S. 11 f.). Für eine solche Diagnose aus etwas anderer Perspektive vgl. Han (2012).

  4. 4.

    Hähnel/Schlitte/Torkler (2015, S. 9).

  5. 5.

    Levinas (1992, S. 38).

  6. 6.

    Levinas (1995, S. 132).

  7. 7.

    Im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart wird Liebe unter anderem im Kontext der analytischen Philosophie, der Phänomenologie, der Existenzphilosophie, der Dialogphilosophie, des Poststrukturalismus, der Kritischen Theorie und ferner der Psychoanalyse zum Gegenstand (wobei einige dieser Labels wohl bei genauerem Hinsehen mehr Fragen aufwerfen würden als sie beantworten). Für einen Überblick auch über die Entwicklungen im 20. Jahrhundert siehe Kuhn/Schöpf 1971. Für eine explizit ‚analytische‘ Perspektive siehe den Band von Thomä (2000). Einen Einblick in die Philosophie der Liebe in Geschichte und Gegenwart geben die sehr heterogenen Beiträge im Band von Martin (2019).

  8. 8.

    Als lesenswerte Beispiele siehe Trawny (2019) und Kreft (2019).

  9. 9.

    Siehe Demmerling/Landweer (2017, S. 127–165), die auch die Frage diskutieren, ob Liebe überhaupt ein Gefühl ist.

  10. 10.

    Mit diesem Paradox ringt etwa Solomon (2006, S. 64 ff.), vgl. dazu auch die Diskussion bei Krebs (2015, S. 24 ff.; 49 ff.).

  11. 11.

    Vgl. Nussbaum (1997), Jenkins (2017).

  12. 12.

    Illouz (2012); Han (2012).

  13. 13.

    So etwa Natho (2014).

  14. 14.

    Fink (1970, S. 7).

  15. 15.

    Kuhn/Schöpf (1971, S. 290).

  16. 16.

    Allerdings sind diese Begriffe in sich vielschichtig und werden in den Quellen deutlich uneinheitlicher und teils auch austauschbarer verwendet, als es gängige Darstellungen vermuten lassen. In der Folge werden sie zudem zu Kristallisationspunkten komplexer philosophischer und theologischer Debatten.

  17. 17.

    Gegen eine solche Verengung siehe nun auch die Beiträge in Schüßler/Röbel (2016).

  18. 18.

    Kuhn (1954, S. 141).

  19. 19.

    Arendt (2002, S. 372).

  20. 20.

    Kuhn (1954, S. 141).

  21. 21.

    Hesiod Theogonie, 120.

  22. 22.

    Empedokles, DK 31 B 17.

  23. 23.

    Aristoteles Metaphysik XII, 1072b.

  24. 24.

    Kuhn (1954, S. 141).

  25. 25.

    Vgl. hierzu Bachmann (2017). Falls diese grundlegende Relationalität des Eros nicht anerkannt wird, fehlt ihm das ‚etwas‘, worauf er sich ausrichten kann. Es bleibt dann nur noch die Möglichkeit des Ichbezugs, die jedoch jegliche Form der Selbsttransformation verunmöglicht (vgl. Schrastetter 1966, S. 106).

  26. 26.

    Zehnpfennig (2012, S. XIVf).

  27. 27.

    Platon Symposion 189d–191d.

  28. 28.

    Kuhn (1954, S. 142).

  29. 29.

    Platon Lysis 213e-216b.

  30. 30.

    Tugend, und damit die Voraussetzung für wahre Freundschaft, erwirbt man durch „Belehrung“ und „Gewöhnung“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik, II 1, 1103a1418). Wie schwierig Tugendhaftigkeit tatsächlich zu erreichen ist, zeigt sich auch daran, dass Aristoteles gemäß Tugendfreundschaften rar sind: „Naturgemäß sind aber derartige Freundschaften selten, da es Männer der bezeichnenden Art nur wenige gibt.“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik, VIII 4, 1156b25‒26).

  31. 31.

    Aertsen (2000, S. 374).

  32. 32.

    Zu diesem Konzept vgl. Foucault (2009, S. 297 f.).

  33. 33.

    Vgl. Jansche (2021).

  34. 34.

    Zur sokratisch-platonischen Kritik des sophistischen Liebesdiskurses vgl. Al-Taher (2021).

  35. 35.

    Vgl. Fröhlich (2012).

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Al-Taher, S., Jansche, V., Martena, L. (2022). Antike Liebesdiskurse und ihre Potentiale für die Philosophie der Gegenwart. Zur Einführung. In: Al-Taher, S., Jansche, V., Martena, L. (eds) Was Liebe vermag. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05848-5_1

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