Zusammenfassung
Bowlby beschreibt in diesem zweiten Band seiner Trilogie über Bindung, Trennung und Verlust, dass Trennungen oder Trennungsdrohungen durch eine wichtige Beziehungsperson, in der Regel die Mutter, gravierende negative Auswirkungen auf die seelische Gesundheit von Kindern haben. Zugleich grenzt er seine Auffassung über Trennung von denen der klassischen Psychoanalyse ab. Freud meinte, Trennungsangst sei im Kern Triebangst. Kinder fürchten sich vor dem Alleinsein, weil sie sich in solchen Situationen fürchten, ihren Trieben hilflos ausgeliefert zu sein. Gefürchtet wird also eine innere, keine äußere Gefahr. Bowlby hingegen ist der Auffassung, dass Alleinsein für sich schon ein Grund ist, sich zu fürchten. Es ist – ebenso wie Dunkelheit, plötzliche, laute Geräusche oder überraschende Bewegungen – deshalb ein potenter Auslöser von Furcht oder Angst, weil diese Reize in der Evolutionsgeschichte mit Gefahren für das Überleben verbunden waren. Individuen, die sich in Gruppen und Kinder, die sich in der Nähe der Erwachsenen aufhielten, konnten dadurch ihre Überlebenswahrscheinlichkeit vergrößern und einen Reproduktionsvorteil erringen, der dazu führte, dass Furcht vor dem Alleinsein und dadurch aktivierte Bindungsverhaltensweisen wie das Suchen von Nähe Bestandteil des evolutionären Erbes wurden.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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Bibliographie
Literatur
J. Holmes: J. B. und die Bindungstheorie, 2002 [Kap. 1].
Frühe Bindung. Entstehung und Entwicklung, Hg. L. Ahnert, 2004.
K. u. K. Grossmann: Bindungen – Das Gefüge psychischer Sicherheit, 2004.
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Dornes, M. (2020). Bowlby, John: Separation. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_9190-1
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