Zusammenfassung
Seit seinen ersten Veröffentlichungen stellt sich der Lyriker, Dramatiker, Erzähler und Essayist Braun als ein im fundamentalen Sinne politischer Dichter dar. Die unauflösliche Spannung zwischen der sozialistischen Utopie, zu der er sich stets bekannte, und den Einschränkungen des realen Alltags ist ein zentrales Thema seiner Lyrik. Damit eng verbunden ist für ihn die Frage nach den Möglichkeiten des Individuums, sich innerhalb der Gesellschaft frei zu entwickeln. Bei allem Widerspruch gegenüber der offiziellen DDR-Politik hat Braun freilich nie Zweifel an der grundsätzlichen Loyalität gegenüber seinem Staat erkennen lassen. Auf das Ende der DDR reagierte er in den Gedichten nach 1989 mit Trauer und einem geradezu trotzigen Festhalten an dem Ideal einer nicht-kapitalistischen, utopischen Gesellschaft – eine Haltung, die ihn in die Nähe seiner älteren Kollegen Heiner Müller und Christa Wolf rückt, die die deutsche Wiedervereinigung ebenfalls mit großer Skepsis verfolgt haben. Wie sie hat Braun der Literatur ebenfalls stets ein großes Vermögen bei der Aufgabe zuerkannt, die gesellschaftlichen Zustände kritisch zu kommentieren und zu verändern. Die Verbindung dieser moralischen Grundhaltung, der alle postmoderne Beliebigkeit fern steht, mit durchweg hohem Sprach- und Formbewusstsein ließ Braun in der Einschätzung der ost- und westdeutschen Kritik zu einem der wichtigsten Autoren der DDR werden.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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Bibliographie
Literatur
C. Cosentino/W. Ertl: Zur Lyrik V. B.s, 1984.
J. Jacquemoth: Politik und Poesie. Untersuchungen zur Lyrik V. B.s, 1990.
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Knobloch, C., Doering, S. (2020). Braun, Volker: Das lyrische Werk. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_6032-1
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