Benedix, Julius Roderich: Das bemooste Haupt

Zusammenfassung

Das Schauspiel in vier Aufzügen erschien 1840; die Uraufführung fand 1841 in Wesel statt. Das formal gut gebaute, an Ifflands und Kotzebues Dramaturgie orientierte und zu seiner Zeit äußerst erfolgreiche Schauspiel hat eine einfache, unproblematische Handlung, der das in fast allen Benedix'schen Stücken abgehandelte Thema der konventionell-bürgerlichen (Braut- und Ehepartner gewinnenden) Liebe zugrunde liegt. Das „bemooste Haupt“ Alsdorf, Student der Theologie im 30. Semester, seit zehn Jahren mit der Näherin Hannchen Nebe verlobt (daher der Spitzname „Langer Israel“ nach dem biblischen Jakob, der um Rahel diente) und ohne die Aussicht, dass ihm das „Schicksal“ eine gute Stellung verschafft, ist der tugendsame, duellgewohnte, deutsch-fromme, trinkfeste und bis zum Überdruss ehrenhafte Held des Stücks. Er löst erzwungene Verlöbnisse, legt einer bösen und korrupten verwitweten Gerichtspräsidentin das Handwerk, führt so ein füreinander bestimmtes Paar zusammen und wird schließlich „wegen Beleidigung einer anständigen Dame“ (eben der Gerichtspräsidentin) vom Universitätsgericht aus der Stadt gewiesen. Er verlässt sie, zusammen mit dem treuen, inzwischen mit ihm verheirateten Hannchen, als ein Märtyrer der Gerechtigkeit und Ehre, begleitet vom Gesang seiner trauernden Kommilitonen: „Ewig bleiben wir die Alten, bis wir jenseits einst vereint.“ Doch da holt ihn schon das frischgebackene, dankerfüllte Brautpaar ein und bietet ihm die langersehnte Pfarre an. Jetzt kann Alsdorf – „Und ob alles im ewigen Wechsel kreist, es beharret im Wechsel ein gütiger Geist“ – endlich an der Seite seines Hannchens einem trauten Lebensabend entgegenblicken. – In diesem „Lustspiel“ wird das deutsche bürgerliche Liebespaar schlechthin charakterisiert, das sich nicht zur leidenschaftlichen Liebe, sondern zur Eheschließung zusammenfindet.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH