Zusammenfassung
Mit seinen weit über 1000 Songs, entstanden zwischen 1934 und 1954, wurde Guthrie zur überragenden Vermittlergestalt zwischen der mündlichen US-amerikanischen Songtradition des 19. Jh.s, die seit den 1930er Jahren mit zunehmender öffentlicher Resonanz auch ethnographisch aufgezeichnet wurde, und der modernen Song-Poesie. Im Unterschied zu – in vieler Hinsicht musikalisch wie poetisch innovativeren – Song-Poeten der schwarzen Blues- (Robert Johnson) oder der weißen Country-Musik (Jimmie Rodgers, Hank Williams) begriff und inszenierte Guthrie sich von Beginn an als Sprachrohr einer sozialen Bewegung. Gerade so aber wurde er selbst zur romantisch verklärten Gestalt des heimatlosen fahrenden Sängers, zur archetypischen Verkörperung des Volkslied-Dichters, der aus den Syntagmen und dem Motiv-Lexikon der anonymen Populärkultur jederzeit neue, situationsbezogene Song-Varianten generieren konnte. Es gehörte zum Selbstverständnis dieses Dichter-Sängers, dass er aus einem Kollektiv heraus schrieb und sang und so diesem Kollektiv seine Sprache (zurück)gab, es zu Selbstbewusstsein und sozialer Kampfbereitschaft inspirierte. Populäre Kunst und politisches Engagement schienen in Guthries Songs zur Einheit geworden zu sein; seine Gitarre trug die berühmt gewordene Inschrift „this machine kills fascists“. Dabei ist die Spannweite der Genres beträchtlich: Er schrieb Worksongs und Balladen, Liebeslieder, politische Kampflieder und Kinderlieder.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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M. A. Jackson: Prophet Singer. The Voice and Vision of W. G., 2007.
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Detering, H. (2020). Guthrie, Woody: Das lyrische Werk. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_5410-1
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