Petrarca, Francesco: Briefe

Zusammenfassung

Petrarcas echte und fiktive Korrespondenz besteht aus sechs Briefsammlungen: Die erste Sammlung, Epistolae familiares (Vertrauliche Briefe), zugleich die umfangreichste, ging aus dem schon 1349 gefassten Plan des Dichters hervor, seine lateinisch geführte Korrespondenz nach dem Muster seines Vorbilds Cicero selbst zu veröffentlichen. Nach mehreren weiteren Fassungen (zwischen 1351 und 1353) wuchs dann das Konvolut in der letzten, endgültigen Redaktion (1366) auf insgesamt 24 Bücher an. Allerdings hatte sich Petrarca, wie er in dem Einleitungsbrief an Socrates de Beeringen (1304–1361), seinen vertrautesten Freund, unumwunden zugibt, bei der Auswahl der Briefe von mancherlei persönlichen und politischen Rücksichten leiten lassen. Vor allem hatte er die Originale stilistisch sehr stark überarbeitet, wobei ihm Ciceros kunstvoll ausgewogener Periodenbau und gehobene Ausdrucksweise als Norm vor Augen standen. Ihm lag vor allem an der literarischen Qualität der Briefe, die deshalb als biographische oder historische Dokumente nicht unbedingt zuverlässig sind, obgleich viele unter ihnen an die Großen seiner Zeit gerichtet sind: an Kaiser Karl IV., an Kardinal Colonna, an den Erzbischof Visconti, den Theologen und Sorbonne-Professor Dionigi und an Boccaccio, seinen Schüler, der gleich ihm das literarische Gesicht der Epoche bestimmen sollte. Zu diesen Adressaten gesellen sich – wie selbstverständlich – als Empfänger einiger fingierter Briefe die hervorragendsten Autoren der Antike, z. B. Sallust, Livius, Seneca und mehrfach Cicero.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH