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Sanguine non modo se non contaminarunt, sed etiam honestarunt

Die religiöse Devianz des furor und Ciceros Umgang mit dem Tod der Gracchen

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Transgression und Devianz in der antiken Welt

Part of the book series: Schriften zur Alten Geschichte ((SCHAGE))

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Zusammenfassung

Für die römische republikanische Religion stellt Cicero einen überlieferungsgeschichtlichen Flaschenhals dar, der das Erschließen verbreiteter oder gegensätzlicher Positionen und Diskurse oft erschwert. In diesem Aufsatz wird anhand eines konstruktivistischen Ansatzes zur Devianz versucht, seine über Jahrzehnte hinweg erfolgte Arbeit am furor nachzuzeichnen – einem Vorwurf religiöser Devianz, der in besonderem Maße unter anderem juristische und pathologische Dimensionen von Schuldhaftigkeit vereinte. In einem zweiten Schritt wird ein von Cicero vielfach rezipiertes Ereignis behandelt: die Ermordung der Volkstribune Ti. und C. Gracchus, die von ihm trotz umfangreicher Interpretationsbestrebungen nicht mit dem furor tribunicius in Verbindung gebracht wird. Es handelte sich um einen seltenen Fall, in dem die religiöse Deutungshoheit bei den zumeist nur indirekt erschließbaren Gegnern lag. Diese sahen sich in der Lage, den ansonsten stets souverän erscheinenden Cicero zu Dekonstruktionsversuchen einer offenbar unangenehmen religiösen Ausdeutung der republikanischen Vergangenheit zu bewegen.

Abstract

Scholars of Roman Republican religion have to face the fact that Cicero is an overwhelming presence in the extant record. Consequently, it is often easier to deduct Ciceronian views on religion than to understand the underlying normative discourse. This essay employs a constructionist approach to deviance in order to analyse, in a first step, Cicero’s decade-long work on the definition of furor as a label that combined juridical, pathological and other degrees of culpability. In a second step, it considers the historical case of the murders of the tribunes Ti. and C. Gracchus as an often recurring topic in Cicero’s works. Despite his extensive efforts to construct the tribunes according to his own political beliefs, he never applied the concept of furor tribunicius to their controversial behaviour. This essay proposes that in the case of the Gracchi Cicero’s opponents held the interpretative high ground, and that it was consequently he who had to attempt to deconstruct the religious dimension of the affair.

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Notes

  1. 1.

    Siehe die einschlägige Studie von Vera Sauer, die Ciceros religiöse Referenzen in der ersten Catilinarischen Rede untersucht und zu dem Ergebnis kommt, dass er zahlreiche religiöse Argumente einbrachte, um seinem Anliegen damit eine legitimatorische Basis zu verschaffen (Sauer 2013, bes. 227–233). Den Vorwurf der übermäßigen religiösen Inszenierung musste sich Cicero auch von seinen politischen Gegnern gefallen lassen: „Da verbietest du mir noch, ruhmredig zu sein; du sagst, es sei nicht auszuhalten, was ich immer wieder über mich zum Besten gebe, und schlägst sogar, Witzkopf, der du bist, einen ironischen und geistreichen Ton an: ich pflegte zu behaupten, ich sei Jupiter, und würde nicht müde, Minerva für meine Schwester auszugeben.“ (Cic. dom. 92 , hier und bei allen folgenden Reden Ciceros: Übers. Fuhrmann; Hic tu me etiam gloriari vetas; negas esse ferenda quae soleam de me praedicare, et homo facetus inducis etiam sermonem urbanum ac venustum, me dicere solere esse me Iovem, eundemque dictitare Minervam esse sororem meam.); s. dazu Lacey 1974. Tatsächlich beanspruchte Cicero eine besondere Verbindung zu Minerva, beispielsweise als er ihr im Zuge seiner Exilierung publikumswirksam ein Bildnis auf dem Capitol weihte (Plut. Cic. 31 ). Auch in Cic. dom. 144 weist er schließlich auf die Hilfe hin, die er von ihr erhalten habe. Vgl. weiterhin Ps.-Sall. in Tull. 2 , 3 , wonach Cicero (in De consulatu?) behauptet habe, er sei der Stadt auf göttlichen Rat hin als Retter gesandt worden.

  2. 2.

    S. Beard 1992, bes. 735 zur Verfänglichkeit des von Cicero propagierten Narrativs religiösen Niedergangs.

  3. 3.

    Plut. Ti. Gracch. 21,3 .

  4. 4.

    Cic. Catil. 1,29 .

  5. 5.

    An zentraler Stelle für diese soziologische Perspektive auf abweichendes Verhalten und Normbruch steht die Annahme, dass Devianz keine inhärente Eigenschaft von Personen oder Verhaltensweisen ist, sondern das Resultat eines gesellschaftlichen Zuschreibungsprozesses (labeling); s. dazu Erikson 1962, Kitsuse 1962, Goffman 1963, Schur 1971, Becker 1973, Kitsuse/Spector 1975. Nach Schur 1980, bes. 7, stehen die Konstruktionsprozesse von Devianz in einem reziproken Verhältnis zu den Machtverhältnissen einer Gesellschaft, die sie sowohl abbilden als auch beeinflussen.

  6. 6.

    Vgl. Kitsuse/Spector 1975, 593: „If the subject matter is definitions of social problems and deviance, then it is definitions that are socially processed. In this sense, we can say that definitions have careers, one aspect of which is their institutionalization as official categories.“

  7. 7.

    So musste sich Cicero offenbar keine Mühe geben, den Vorwurf des Wahnsinns zu erläutern: „As in many of the other cases, Cicero labels them with madness or aberration simply because he disagreed with their political stance […] with few details of the madness explained or illustrated.“ (Alessi 1974, 187–188; für eine Aufzählung der Stellen S. 397 Anm. 68).

  8. 8.

    Nach Florence Dupont war der furor eine anthropologische Gemeinsamkeit früher Gesellschaften: ein Zustand der Wildheit und Entmenschlichung, den der Krieger annehmen musste, um töten zu können und den er ablegen musste, um wieder zu einem Teil der Gemeinschaft werden zu können (Dupont 1990). Aus diesem vorhistorischen ‚Ur-furor‘ leitet Dupont dann den juristischen Umgang, nachweisbar schon im Zwölftafelgesetz, her (Lex XII tab. V 7a , b .). Seit diesem frühen Zeitpunkt ist der furiosus, in diesem Kontext meist als ‚Geisteskranker‘ übersetzt, jemand Defizitäres; die Bestimmungen schließen ihn von den meisten juristischen Handlungen aus. Er war nicht rechenschaftsfähig, nicht selbstbestimmt und benötigte einen curator, um rechtlich bindende Handlungen vornehmen zu können (Cic. inv. II,148 ; Rhet. Her. I,23 ).

  9. 9.

    Muñiz Coello 2000. Römische Tragödiendichter übernahmen den Begriff zur Umschreibung der geistigen Verfassung von Handelnden, wobei Senecas Hercules furens sicherlich den bekanntesten Fall darstellt (Dupont 1990, 141; eine detaillierte Behandlung des furor in Senecas Tragödien bei Glaesser 1984, 18–36). Daran anknüpfend fand der furor später auch Verwendung in der dichterischen Aufarbeitung des Bürgerkriegs, s. dazu Franchet d’Espèrey 2003; vgl. den Aufsatz von Brockkötter in diesem Band. Zur Übernahme aus der griechischen Tragödie s. Dupont 1990, die in der griechischen Tragödie kein Äquivalent zum als Erklärung für die menschliche Schuld gebrauchten furor zu erkennen meint; vgl. Köhm 1928, 26; Effe 2000.

  10. 10.

    Dupont 1990, 146.

  11. 11.

    Weibliche Religiosität als Verlust von Kontrolle und Überhandnehmen von Emotionalität war ein topisches Motiv. Einschlägig ist die Rede Pro Cluentio, in der Sassia von Cicero an mehreren Stellen furor und amentia attestiert wird (Cic. Cluent. 15 ; 177 ; 182 ; 191 ; 194 ). Für ihn steht fest, welche Haltung die Götter gegenüber einer solchen Frau, die sich als Katalog weiblicher Lästerlichkeit liest, einnehmen: „Ich bin überzeugt, dass die unsterblichen Götter das grausame Wüten dieser Frau von ihren Altären und Tempeln mit Abscheu zurückgewiesen haben.“ (Cic. Cluent. 194 ; Cuius ego furorem atque crudelitatem deos immortales a suis aris atque templis aspernatos esse confido.). Als Beleg dafür, dass dies nicht nur als ciceronische Misogynie zu lesen ist, lässt sich die inschriftliche laudatio der Turia anführen. Bei der Aufzählung ihrer Tugenden legte ihr Mann offenbar Wert darauf, ihre Beschäftigung mit der Religion (stud[ii religionis] ist zwar ergänzt, aber kaum zu bezweifeln) mit einer Anmerkung zu versehen: Turia habe sich der Religion sine superstitione gewidmet (CIL VI,1527 col. 1, Z. 31 ).

  12. 12.

    Für die Republik ist die Quellenlage wenig ergiebig. Als vergleichsweise allgemein liest sich Catos Empfehlung an den Gutsherren, dem vilicus keinen Zugang zu Weissagern zu gestatten (Cato agr. 5,4 ). Hierbei ist es jedoch nicht klar, ob Cato dabei auf die Leichtgläubigkeit von Sklaven und damit ihre Anfälligkeit für Betrüger anspielte oder ob dahinter doch eher eine Verachtung für ‚private‘ Prophetie zu vermuten ist. Als relevant erweist sich eine Stelle des Juristen Vivianus, der im späten ersten Jahrhundert n. Chr tätig war. Die von ihm behandelte Frage, inwieweit religiöser Fanatismus eines Sklaven ein Anzeichen für seine ‚Defektivität‘ (und damit relevant für die Anfechtung des Kaufvertrags) sein konnte, wird zwar erst in den Digesten überliefert (Dig. XXI,1,9–10 ) und muss daher mit Vorsicht betrachtet werden. Die Stelle ist aber interessant, weil hier verschiedene Definitionen religiöser Devianz graduell abgewogen und gegenübergestellt werden. Hilton 2009 hat diese Aufzählung als typisch für eine Sklavenhaltergesellschaft gedeutet und in Beziehung zur Konzeption von Apuleius‘ Metamorphosen gesetzt: Es sei kein Zufall, dass gerade die Geschichte um Lucius, in der die Dialektik zwischen Freiheit und Dienerschaft, Mensch und Tier, so zentral ist, eine Fülle an Zuständen des Wahnsinns und religiöser Fanatismen aufweise.

  13. 13.

    Diejenigen Momente der Defizienz, die die Religiosität von Frauen und Sklaven ausmachten, konnten auch Fremdheit charakterisieren, auch hierfür ließ sich die Assoziationsvielfalt des furor ohne weiteres nutzen. Vor allem von Livius wird furor konkret mit dem Handeln von Nichtrömern bzw. Gegnern der Römer assoziiert: Hannibal (Liv. XXI,41,3 ), Hieronymus von Syracus (XXIV,6,9 ), Nabis von Sparta (XXXVII,25,12 ), die hispanischen Gegner Mandonius und Indibilis (XXVIII,24,3–4 ), die Aetoler (XXXVI,34,3 ). L. A. Thompson hat in seiner Untersuchung der ‚foreign furiosi‘ als definierendes Moment für die Entstehung die expansionistischen Ambitionen Roms und ihre Folgen ausgemacht: „[…] behind the notion of the ‚foreign furiosus‘, there is always a strong element of jingoism, especially as it appears in Livy. […] Livy employs this terminology to characterize the actions and policies of foreign peoples and individuals who preferred independence to the status of subiecti or amici sociique populi Romani, or who had the insolence to challenge the heaven-sanctioned power of Rome.“ (Thompson 1965, 18).

  14. 14.

    Diesen kann Cicero etwa seinem Bruder Quintus ohne Weiteres vorhalten: Er sei ein Laster (vitium), das er sich möglichst schnell abgewöhnen müsse (Cic. ad Q. fr. I,1,37 ). Auch Ciceros eigenes Verhalten, für das er sich entschuldigt, sei iracundius geschehen (Cic. ad Q. fr. I,2,12 ). In der Rede über das Gutachten der Opferschauer schließlich meint er sich gegenüber denen rechtfertigen zu müssen, die ihn als zornig und unbeherrscht (iratus, impotenti animo) wahrgenommen haben (Cic. har. resp. 3 ). Eine Ausnahme stellt Att. IV,1,1 dar, hier entschuldigt sich Cicero für seine Fehleinschätzung seiner eigenen Lage im Exil. Dieses stellte einen so bedeutenden und entwürdigenden Einschnitt für Cicero dar, dass er hier sogar eine Sprache verwendet, die ansonsten seinen schlimmsten Gegnern vorbehalten ist; s. Alessi 1974, 187.

  15. 15.

    Ps.-Sall. in Tull. 1 : „Schwer und nicht mit Gleichmut würde ich deine Schmähungen ertragen, Marcus Tullius, wenn ich nicht wüsste, dass es weniger Urteilsvermögen als vielmehr ein geistiger Defekt ist, was dich derartig unverfroren sein lässt.“ (Übers. Eisenhut; Graviter et iniquo animo maledicta tua paterer, M. Tulli, si te scirem iudicio magis quam morbo animi petulantia ista uti.). Vgl. Cic. Tusc. III,11 zur Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Intensitäten von Geisteszuständen (insanusfuriosus).

  16. 16.

    Cic. div. I,80 : „Niemand könne nämlich, sagt Demokrit, ohne Wahnsinn ein großer Dichter sein, und Platon behauptet das ebenfalls. Er mag den Zustand, bitte schön, ruhig ‚Wahnsinn‘ nennen, wenn nur dieser Wahnsinn so gepriesen wird, wie ihn Platon in seinem ‚Phaidros‘ gepriesen hat.“ (Übers. Schäublin; Negat enim sine furore Democritus quemquam poetam magnum esse posse, quod idem dicit Plato. Quem, si placet, appellet furorem, dum modo is furor ita laudetur ut in Phaedro [Platonis] laudatus est.). Obwohl Cicero diesem auf Demokrit zurückgeführten Verständnis hier nur widerwillig zuzustimmen scheint, verweist er an anderer Stelle (Arch. 18–19 ) selbst darauf.

  17. 17.

    Cic. div. I,66 .

  18. 18.

    Köhm 1928, 5.

  19. 19.

    Im Zuge der augusteischen Vereinnahmung und Propagierung der pietas bildete sich eine andere, in der frühkaiserzeitlichen Literatur weit verbreitete, Gegenkonstruktion heraus; s. dazu Korpanty 1985, 249.

  20. 20.

    Alessi 1974, 149.

  21. 21.

    Cic. har. resp. 39 : a dis quidem immortalibus quae potest homini maior esse poena furore atque dementia? nisi forte in tragoediis quos vulnere ac dolore corporis cruciari et consumi vides, graviores deorum immortalium iras subire quam illos qui furentes inducuntur putas. Non sunt illi eiulatus et gemitus Philoctetae tam miseri, quamquam sunt acerbi, quam illa exsultatio Athamantis et quam senium matricidarum. Tu cum furialis in contionibus voces mittis, cum domos civium evertis, cum lapidibus optimos viros foro pellis, cum ardentis faces in vicinorum tecta iactas, cum aedis sacras inflammas, cum servos concitas, cum sacra ludosque conturbas, cum uxorem sororemque non discernis, cum quod ineas cubile non sentis, tum baccharis, tum furis, tum das eas poenas quae solae sunt hominum sceleri a dis immortalibus constitutae.

  22. 22.

    Cic. har. resp. 39 : Nam corporis quidem nostri infirmitas multos subit casus per se, denique ipsum corpus tenuissima de causa saepe conficitur: deorum tela in impiorum mentibus figuntur. Qua re miserior es cum in omnem fraudem raperis oculis quam si omnino oculos non haberes.

  23. 23.

    Vgl. Alessi 1974, 343: „Often even the same author alters his expression and conceptualization of the nature of madness within his literary works.“

  24. 24.

    Gegen die Annahme von Alessi 1974, 351, der mit Blick auf Ciceros philosophische Behandlung des Wahnsinns die medizinische strikt von der religiösen Konzeption trennt. Er erkennt dafür erst Vergil als denjenigen, auf den eine „integrated unitary conception“ (353) zurückgeht.

  25. 25.

    Cic. Pis. 47 : Ego te non vaecordem, non furiosum, non mente captum, non tragico illo Oreste aut Athamante dementiorem putem […] quam potestatem habuisti, quam legem, quod senatus consultum, quod ius, quod exemplum? Quid est aliud furere? non cognoscere homines, non cognoscere leges, non senatum, non civitatem? Cruentare corpus suum leve est; maior haec est vitae, famae, salutis suae volneratio. Si familiam tuam dimisisses, quod ad neminem nisi ad ipsum te pertineret, amici te constringendum putarent; praesidium tu rei publicae, custodiam provinciae iniussu populi Romani senatusque dimisisses, si tuae mentis compos fuisses?

  26. 26.

    Schur 1980, 4 („depersonalization“).

  27. 27.

    Vgl. Cic. Verr. 2,1,7 ; 2,5,139 ; zum ciceronischen Verres s. Alessi 1974, 157.

  28. 28.

    Cic. Catil. 1,1 .

  29. 29.

    Cic. Catil. 1,15 : […] sceleri ac furori tuo non mentem aliquam aut timorem tuum sed fortunam populi Romani obstitisse?

  30. 30.

    Cic. Catil. 1,22 .

  31. 31.

    Cic. Catil. 1,22 : Utinam tibi istam mentem di inmortales duint!

  32. 32.

    Cic. Catil. 1,22 : Neque enim is es, Catilina, ut te aut pudor umquam a turpitudine aut metus a periculo aut ratio a furore revocarit; vgl. Alessi 1974, 162. In der zweiten Rede macht Cicero auch vor der contio mit demselben Muster weiter. Nichts deutet darauf hin, dass das Publikum der contio eine andere oder etwa gemäßigtere Verwendung des furor-Vorwurfs erforderte (Cic. Catil. 2,1 ; 19–21 ). Auch in der dritten und vierten Rede ändert sich daran wenig, es ist nun vor allem Cethegus, dem Wahnsinn unterstellt wird (3,16 ; 4,11 ). Die Zuschreibung des furor an Catilina und seine staatsfeindlichen Unternehmungen kann Cicero schließlich in pro Murena (49 ; 83 ) fortsetzen. Auch in der Verteidigungsrede für P. Sulla wird, aufgrund des Inhalts naheliegend, der furor Catilinas mehrfach wieder in Erinnerung gerufen (Cic. Sull. 26 ; 29 ; 67 ; 75 ; 76 ).

  33. 33.

    Cic. parad. 27 (reliquiae coniurationis a Catilinae furiis ad tuum Scelum furoremque conversae).

  34. 34.

    Weische 1966, 27–28.

  35. 35.

    Cic. parad. 27 . Vgl. auch Alessi 1974, bes. 2, eines dessen Ziele es ist, aufzuzeigen, dass furor/furere in der späten Republik zu den Standardbegriffen für jegliche Abweichung vom normalen gesellschaftlich anerkannten Verhalten und der ordentlichen Funktion der Res Publica wurden.

  36. 36.

    Schur 1980, 139 („depolitization“).

  37. 37.

    Weische 1966, 25; vgl. Korpanty 1985, 248.

  38. 38.

    Weische 1966, 26–27.

  39. 39.

    So finden sich in Caesars Commentarii insgesamt drei Verwendungen der semantischen Gruppe (Caes. Gall. I,40 ; II,3 ; VII,42 ), bei allen handelt es sich aber um Zuschreibungen der jeweiligen Gegner, Germanen und Gallier, die – wenngleich nicht so explizit wie bei Cicero – irrationales Handeln an den Tag legen. Wenig überzeugend ist der Schluss von Weische 1966, 26 auf eine rein ‚optimatische‘ Nutzung des Begriffs. Sallust verzichtet, abgesehen von der Beschreibung Catilinas, weitgehend auf den furor und bevorzugt stattdessen die Begriffe vecordia/vecors (Alessi 1974, 223–224.). Sein und Caesars Schweigen wird von Alessi 1974, 191 daher in Bezug zur umfassenden Verwendung des Terminus bei Cicero gesetzt, dieser wiederum als Erfinder vieler Varianten verstanden. Abgesehen von einigen wenig ergiebigen Verwendungen in den Sententiae des Publilius Syrus gibt zumindest eine von Nonius überlieferte Aussage des spätrepublikanischen Grammatikers Santra Auskunft über mögliche literarische Assoziationen, die den Aspekt der religiösen Devianz deutlich vor Augen führt (hier in der seltenen Adverbform furenter): ita oppletum sono furenter omni a pacto bacchatur nemus. (Non. 78,28 ).

  40. 40.

    So war die Gegenüberstellung von ‚Optimaten‘ und ‚Popularen‘ zunächst ebenfalls eine Konstruktion. Folglich ist es methodisch unzulässig, in einem eisegetischen Prozess von zwei schematisch ähnlichen Gegensatzkonstruktionen die eine zu reifizieren, zum Abbild einer historischen Tatsache umzudefinieren und danach heranzuziehen, um die andere historisch zu erklären. Erschwerend kommt hinzu, dass Cicero sich gerne selbst als popularis stilisierte, wenn es opportun schien (Cic. leg. agr. 2,6–10 ; vgl. Rab. perd. 11–15 ). Zu der grundsätzlichen Dehnbarkeit des Begriffs aufgrund je nach Gelegenheit unterschiedlich zusammengesetzten Publika und Definitionen dessen, was im eigentlichen Sinne ‚volksfreundlich‘ sei, s. Meier 1965, 568–572, hier 570. Zur Terminologie s. Robb 2010. S. die Warnung von Erich Gruen, sich von den Bezeichnungen der „senatorial party“ und der „popular party“ täuschen zu lassen: „Such labels obscure rather than enlighten understanding.“ (Gruen 1974, 50); vgl. Wiseman 2002, bes. 293.

  41. 41.

    Vgl. Alessi 1974, 2.

  42. 42.

    So sind z. B. in der oben besprochenen Stelle Cic. har. resp. 39 die tragische und medizinische Dimension nicht so sehr der Gegenentwurf, sondern vielmehr der Ausgangspunkt, von dem aus eine Steigerung vorgenommen wird, um Vergehen und Verwerflichkeit des Clodius in noch grellerem Licht erscheinen zu lassen.

  43. 43.

    Vgl. Cic. leg. III,26 . Die ungezügelte Menge konnte bei Cicero auch auf der eigenen Seite stehen und sich gegen einen furiosus wenden, so etwa bei der Beschreibung von Szenen nach seiner Rückkehr aus dem Exil und der Anwesenheit des Clodius bei den Spielen (Cic. Sest. 117 ).

  44. 44.

    Vgl. Cic. har. resp. 39 .

  45. 45.

    Pellam 2015 attestiert der lex sacrata, auf die die tribunizische Unverletzlichkeit zurückgegangen sein soll, tatsächlichen Rechtscharakter anstatt sie als Schwur der Plebs zur Rachenahme im Falle der Verletzung des Tribuns zu betrachten, der im Laufe der Zeit verrechtlicht wurde (so bspw. Cornell 1995, 159–160).

  46. 46.

    Cic. dom. 123; vgl. Liv. per. LIX ; Plin. nat. VII,143 .

  47. 47.

    Vgl. Cic. Mil. 8 , in der Cicero die historische Tradition – in diesem Fall von den jeweiligen Rettern des Staates – aufführt, und dabei mit seiner eigenen, zum Zeitpunkt der Rede etwas mehr als zehn Jahre vergangenen Ruhmestat gegen die Catilinarier endet. Ebenso einfach, wie historische Argumentationen in Debatten um aktuelle Fragen eingebracht werden konnten, ließ sich das Geschehen der jüngsten Vergangenheit in die Grundlinien der römischen Geschichte einflechten. Vgl. Cic. Sest. 101 , wo Cicero, selbige Tradition betonend, die Auflistung abkürzt: „[…] um von weiteren Beispielen aus früherer Zeit, deren Zahl dem Ruhme unseres Reiches entspricht, abzusehen und andererseits niemanden zu erwähnen, der noch lebt […]“ ([…] ut vetera exempla, quorum est copia digna huius imperi gloria, relinquam, neve eorum aliquem qui vivunt nominem […]).

  48. 48.

    Cic. Rab. perd. 22 : „Da […] der frevlerische Wahnsinn des L. Saturninus [dich] aufs Kapitol zog […] Die gesamte picenische Mark: Folgte sie der Raserei des Tribunen oder dem Befehl der Konsuln?“ (Cum […] improbitas et furor L. Saturnini in Capitolium arcesseret […] ager Picenus universus utrum tribunicium furorem, an consularem auctoritatem secutus est?; s. dazu Alessi 1974, 164–165).

  49. 49.

    Cic. Rab. perd. 24 : „Sich versteckt zu halten kam dem schimpflichsten Tode gleich, aufseiten des Saturninus zu stehen verbrecherischem Wahnsinn; Mut und Anstand und Ehrgefühl zwangen ihn, den Konsuln zu folgen.“ (Latere mortis erat instar turpissimae, cum Saturnino esse furoris et sceleris; virtus et honestas et pudor cum consulibus esse cogebat.).

  50. 50.

    Cic. dom. 63–69

  51. 51.

    Cic. dom. 2–3 ; 44 ; 55 ; 103 ; 113 ; 123 .

  52. 52.

    Alessi 1974, 167.

  53. 53.

    Vgl. Cic. Sest. 99 .

  54. 54.

    Garfinkel 1956, 422.

  55. 55.

    Garfinkel 1956, 422: „To be successful, the denunciation must redefine the situations of those that are witnesses to the denunciation work. […] Both event and perpetrator must be removed from the realm of their everyday character […] Both event and perpetrator must be placed within a scheme of preferences […]“.

  56. 56.

    Cic. Catil. 1,2 : „Zum Tode hätte man dich schon längst, Catilina, auf Befehl des Konsuls abführen [sollen]“ (Ad mortem te, Catilina, duci iussu consulis iam pridem […]).

  57. 57.

    Cic. Catil. 1,3 : „Der Oberpriester P. Scipio, ein Mann von größtem Ansehen, hat, ohne eine Amtsgewalt zu besitzen, Ti. Gracchus getötet, der nur mit Maßen an der Staatsverfassung zu rütteln suchte; da sollen wir, die Konsuln, Catilina ertragen, der mordend und brennend die Welt zu verwüsten trachtet?“ (An vero vir amplissumus, P. Scipio, pontifex maximus, Ti. Gracchum mediocriter labefactantem statum rei publicae privatus interfecit; Catilinam orbem terrae caede atque incendiis vastare cupientem nos consules perferemus?).

  58. 58.

    Cic. Mil. 8 : An est quisquam qui hoc ignoret, cum de homine occiso quaeratur, aut negari solere omnino esse factum aut recte et iure factum esse defendi? Nisi vero existimatis dementem P. Africanum fuisse, qui cum a C. Carbone tribuno plebis seditiose in contione interrogaretur quid de Ti. Gracchi morte sentiret, responderit iure caesum videri. Neque enim posset aut Ahala ille Servilius, aut P. Nasica, aut L. Opimius, aut C. Marius, aut me consule senatus, non nefarius haberi, si sceleratos civis interfici nefas esset.

  59. 59.

    Bei der überlieferten Rede handelt es sich um eine mitunter stark redigierte spätere Ausarbeitung. Der Prozess selbst fand unter außergewöhnlichen Bedingungen statt, die es Cicero – laut eigener Aussage – erschwerten, seine Botschaft zu vermitteln (opt. gen. 4,10 ; vgl. Asc. Mil. 1 ). So fand die Verteidigungsrede Ciceros auf dem Forum unter Bewachung von Truppen statt, die der consul sine collega Pompeius abgestellt hatte. Dennoch konnten sich die zahlreich anwesenden Anhänger des Clodius lautstark bemerkbar machen und Cicero niederbrüllen (Asc. Mil. 31 ; vgl. 27 ). Den Rahmen des Prozesses gaben zwei leges vor, die Pompeius kurze Zeit zuvor (aber nach der Tat) durchgesetzt hatte: de vi, bezogen speziell auf den Mord an Clodius, und de ambitu, bezogen auf Wahlbestechung, weswegen sich Milo im Anschluss an den Prozess de vi verantworten musste (Asc. Mil. 15 ); zum Geschehen s. Nippel 1988, 128–135.

  60. 60.

    Vgl. Liv. IV,13,14 .

  61. 61.

    S. dazu Badian 1984.

  62. 62.

    Vgl. die Beschreibung von Asc. Mil. 41C , wonach Cicero als einziger Verteidiger direkt auf die Reden der Ankläger einging.

  63. 63.

    Cic. Catil. 1,29 : […] summi viri et clarissimi cives Saturnini et Gracchorum et Flacci et superiorum complurium sanguine non modo se non contaminarunt, sed etiam honestarunt […]

  64. 64.

    Plut. Ti. Gracch. 21,3 .

  65. 65.

    Vgl. Rhet. Her. IV,68 : sanguine aspersus.

  66. 66.

    Am deutlichsten hatte Cicero seine Position, Philosophie gehöre nicht in die intellektuelle Separation, sondern müsse mit politischer Tatkraft kombiniert werden, im ersten Buch seiner Res Publica vertreten. Seine Beschäftigung mit dem philosophischen aber immer politischen privatus geschah damals vor dem Hintergrund seiner eigenen politischen Marginalisierung im Zuge des ersten Triumvirats.

  67. 67.

    Cic. Tusc. IV,51 (Übers. hier und im Folgenden Gigon; Mihi ne Scipio quidem ille pontifex maximus […] iratus videtur fuisse Ti. Graccho tum, cum consulem languentem reliquit atque ipse privatus, ut si consul esset, qui rem publicam salvam esse vellent, se sequi iussit.); vgl. off. I,76 ; Brut. 107 . Vgl. Linderski 2002, 347 Anm. 34 und Badian 2004, 264 zum möglichen Cognomen Sapiens für Scipio Nasica.

  68. 68.

    Rhet. Her. IV,68 (scelere et malis cogitationibus; sudans, oculis ardentibus, erecto capillo, contorta toga; excors; spumans ex ore scelus, anhelans ex infimo pectore crudelitatem).

  69. 69.

    Cic. Tusc. IV,51 : Contemnendae res humanae sunt, neglegenda mors est, patibiles et dolores et labores putandi.

  70. 70.

    Cic. rep. I,4–6 .

  71. 71.

    Cic. dom. 91 ; Planc. 88 . Es ist bezeichnend für die Schwierigkeit seines Anliegens, dass Cicero in den griechischen Kontext wechselt, als er auf die religiösen Ehren für Tyrannenmörder zu sprechen kommt, unter die er Milo einzuordnen versucht (Mil. 80 ).

  72. 72.

    Liv. per. LVIII . Es war bezeichnenderweise die Absetzung des M. Octavius, also die Verletzung der sacrosanctitas, auf welche sich die Raserei bezog: In […] furorem exarsit ut M. Octavio collegae […] potestatem lege lata abrogaret.

  73. 73.

    Cic. Catil. 1,3 .

  74. 74.

    Cic. har. resp. 41 (Fortsetzung zu den jeweiligen Motiven: 43 ): Cum his conflictari et pro salute patriae cotidie dimicare erat omnino illis qui tum rem publicam gubernabant molestum; sed habebat ea molestia quandam tamen dignitatem.; s. dazu Rieger 1991, 99–100.

  75. 75.

    Cic. har. resp. 42 .

  76. 76.

    Cicero sprach vor dem Senat. Hätte er seine Antwort vor der Volksversammlung gehalten, wäre seine Erwähnung der getöteten Volkstribune wohl noch mehr zu einer Gratwanderung verkommen. Zum Vergleich eignen sich die Catilinaria, bei deren beiden vor dem Volk gehaltenen Reden Cicero die Erwähnung der früheren Volkstribune weitgehend vermeidet (nicht aber des furor). Seine Folgerung der ersten Rede, früher habe man bereits berühmtere, aber weniger gefährliche politische Gegner getötet, die Tötung Catilinas sei daher eigentlich das Debet eines aufrichtigen Konsuls (Cic. Catil. 1,2–3 ), verkommt in der zweiten Rede zu einem vergleichsweise lahmen und vagen Verweis auf die ihn als Konsul verpflichtenden Institutionen (2,3 ): „Schon längst hatte man L. Catilina töten und der schwersten Strafe ausliefern müssen: So forderten es von mir der Brauch der Vorfahren und die Strenge dieser Amtsgewalt und das Wohl des Staates.“ (Interfectum esse L. Catilinam et gravissimo supplicio adfectum iam pridem oportebat, idque a me et mos maiorum et huius imperii severitas et res publica postulabat.).

  77. 77.

    Rhet. Her. IV,67 .

  78. 78.

    Char. 256,1–2 (Lesung nach Badian 1971): „Communiter“ C. Gracchus ut lex Papiria accipiatur: „qui sapientemcum faciet, qui et vobis et rei publicae et sibi communiter prospiciat, non qui prosylla humanum trucidet.“

  79. 79.

    Für diese Diskussion s. Earl 1963, 118–119; Freier 1963, 107–108; Badian 1971, 3–5; 1972, 725–726; Döbler 1999, 252–257 sowie zuletzt Linderski 2002, Badian 2004 und Clark 2007.

  80. 80.

    Liv. per. LVIII ; vgl. Vir. ill. 64,9 und Ian. Nepot. I,4,2 .

  81. 81.

    Cic. Verr. 2,4,108 (cum Tiberio Graccho occiso); Val. Max. I,1,1 (Gracchano tumultu); vgl. Ian. Nepot. I,1,1 ; s. dazu Spaeth 1990.

  82. 82.

    Plut. Ti. Gracch. 21,3 ; vgl. Vir. ill. 64,9 .

  83. 83.

    Val. Max. IV, 4 praef . Cornelia wiederum spielte eine zentrale Rolle bei der Erinnerung an ihre toten Söhne: Plut. C. Gracch. 40,1 überliefert ihren Trost darüber, dass ihre Söhne an heiligen Stätten zu Tode gekommen waren.

  84. 84.

    Schlangenorakel: Cic. div. II,62 ; vgl. I,36 ; Val. Max. IV,6,1 ; Plin. nat. VII,122 ; Plut. Ti. Gracch. 1,2–3 ; Vir. ill. 65,5 .

  85. 85.

    Santangelo 2005; zur Frage des literarischen Charakters von Gaius’ Schrift s. Lewis 1993, bes. 658–660.

  86. 86.

    S. Plut. Ti. Gracch. 8,7 , der sich auf das βιβλίον des Gaius beruft. Hier geht es um Tiberius‘ Autopsie der verödeten Landgebiete Etruriens, die ihn erstmals über soziale Reformen hätten nachdenken lassen.

  87. 87.

    Zur Deut- und Dehnbarkeit religiöser Verschmutzung, die gerade kein sakralrechtliches Absolutum darstellte, vgl. Lennon 2014, bes. 167–168.

  88. 88.

    Vgl. Cic. div. II,62 .

  89. 89.

    Cic. har. resp. 41 ; 43 .

  90. 90.

    Flor. epit. II,2,3 .

  91. 91.

    Vgl. Sall. Iug. 27 .

  92. 92.

    Sall. Iug. 31,7–10 ; 12–13 (Übers. Lindauer): Occiso Ti. Graccho, quem regnum parare aiebant, in plebem Romanam quaestiones habitae sunt; post C. Gracchi et C. Fulvi caedem item vestri ordinis multi mortales in carcere necati sunt: utriusque cladis non lex, verum lubido eorum finem fecit. Sed sane fuerit regni paratio plebi sua restituere; quicquid sine sanguine civium ulcisci nequitur, iure factum sit. […] Tamen haec talia facinora impune suscepisse parum habuere, itaque postremo leges, maiestas vestra, divina et humana omnia hostibus tradita sunt. Neque eos qui ea fecere pudet aut paenitet, sed incedunt per ora vestra magnifici, sacerdotia et consulatus, pars triumphos suos ostentantes; proinde quasi ea honori, non praedae habeant. […] At qui sunt ii, qui rem publicam occupavere? Homines sceleratissimi, cruentis manibus, immani avaritia, nocentissimi et idem superbissimi, quibus fides decus pietas, postremo honesta atque inhonesta omnia quaestui sunt. Pars eorum occidisse tribunos plebis, alii quaestiones iniustas, plerique caedem in vos fecisse pro munimento habent.

  93. 93.

    Caes. civ. I,7,5–7 .

  94. 94.

    Caes. civ. I,7,1 : apud milites contionatur.

  95. 95.

    S. Patzelt 2018, 125–144 zu den Vorstellungen eines angemessenen Gebets und dem Schluss, dass das von Cicero gezeichnete Gebetsprotokoll ebenso eine persönliche Konstruktion war wie die vermeintlichen Abweichungen davon durch Clodius.

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Albrecht, J. (2020). Sanguine non modo se non contaminarunt, sed etiam honestarunt. In: Gilhaus, L., Herrad, I., Meurer, M., Pfeiffer, A. (eds) Transgression und Devianz in der antiken Welt. Schriften zur Alten Geschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05508-8_6

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