Zusammenfassung
Es war eine der am wenigsten attraktiven Eigenschaften diverser Politbüros des Zwanzigsten Jahrhunderts — sei es in Moskau, Berlin oder Darmstadt — zu behaupten, man kenne die Richtung des vermeintlich unaufhaltsamen Voranschreitens der Geschichte; wir sollten es ihnen nicht gleichtun. Wie sieht die Zukunft der Musikforschung aus? Wir wissen es nicht. Alles, was wir wissen können, ist, welche Art von Zukunft wir als erstrebenswert erachten. Der Versuch, über die Zukunft nachzudenken, sollte jedoch zuerst mit einem Versuch beginnen, die Gegenwart zu verstehen. Jedenfalls liegt mein Fokus nicht auf der gesamten, Musiktheorie und Ethnomusikologie einschließenden Musikwissenschaft, sondern betrifft lediglich mein Fach Musikgeschichte, also denjenigen Bereich der Musikwissenschaft, der die westliche Kunstmusik als zentralen Gegenstand betrachtet. (Sicher, Musikhistoriker beschäftigen sich auch mit Aspekten der populären Musik, das ist aber hier nicht mein Thema.) Demzufolge werde ich mit einer kurzen Beschreibung der wesentlichen Merkmale und des derzeitigen Standes jener als ›Kunstmusik‹ bezeichneten sozialen Praxis beginnen, werde dann mit einem ebenso kurzen Umriss der wichtigsten, von der Musikgeschichte behandelten Fragen sowie der derzeitigen Lage dieser Disziplin fortfahren und mit einer kurzen Überlegung zu der größten Gefahr, die gegenwärtig die Beschäftigung mit der Musikgeschichte bedroht, schließen.
Ich möchte William Cheng, Laurence Dreyfus, David Josephson, Lewis Lockwood, Elaine Sisman und David Yearsley für die hilfreichen Kommentare zu früheren Fassungen dieses Beitrags danken.
Für Richard Taruskin, den kanonischen Musikwissenschaftler
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Literatur
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Berger, K. (2013). Vom Ende der Musikgeschichte, oder: Die Alten Meister im Supermarkt der Kulturen. In: Calella, M., Urbanek, N. (eds) Historische Musikwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05348-0_12
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