Zusammenfassung
Ein gewisser Methodenkonservatismus und sich daraus ergebende Vorbehalte gegenüber der Dekonstruktion können der Thomas-Mann-Forschung wohl ohne Übertreibung nachgesagt werden. Umgekehrt befassten sich Jacques Derrida und Paul de Man – um die beiden Vordenker der Dekonstruktion zu nennen – in ihren Arbeiten zwar mit den Texten Franz Kafkas oder Heinrich von Kleists, nicht aber mit denen Manns; Ignoranz und Desinteresse beruhen also durchaus auf Gegenseitigkeit (Honold/Werber 2012, 5). So kann es kaum verwundern, dass, wie Bernd Hamacher im Thomas Mann-Handbuch konstatiert, »[d]er Dekonstruktion verpflichtete Lektüren [...] in Bezug auf Manns Œuvre lange Zeit so gut wie gar nicht unternommen« (Hamacher 2015, 347) wurden. In den letzten Jahren allerdings hat sich eine diesbezügliche Trendwende zumindest angedeutet (s. Kap. 6.3); gleich mehrere Sammelbände haben sich – vorbereitet von Astrid Lange-Kirchheims Zauberberg-Lektüren (Lange-Kirchheim 2000 u. 2001) um die Jahrtausendwende – in den vergangenen Jahren des Forschungsdesiderates ›Thomas Mann aus Sicht der Dekonstruktion‹ doch noch angenommen. Den Auftakt machte dabei der Band Apokrypher Avantgardismus. Thomas Mann und die klassische Moderne (Börnchen/Liebrand 2008).
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Literatur
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Hnilica, I. (2018). Dekonstruktion. In: Mattern, N., Neuhaus, S. (eds) Buddenbrooks-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04650-5_32
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