Zusammenfassung
Systematisches Denken über Gerechtigkeit gibt es natürlich schon lange; bereits Aristoteles widmete der Tugend Gerechtigkeit eines von zehn Kapiteln seiner Nikomachischen Ethik. Doch als eigene philosophische Disziplin innerhalb der politischen Philosophie mit einem lebendigen Diskurs ist Gerechtigkeitstheorie eine verhältnismäßig neue Erscheinung. Ihr Beginn ist klar festzumachen: John Rawls‹ fulminantes Werk A Theory of Justice von 1971. Mittels neuer Entwicklungen in der Ökonomie begibt sich Rawls dort auf die Suche nach dem Gerüst an Prinzipien der Gerechtigkeit, welches die grundlegenden Institutionen einer gerechten Gesellschaft leiten müsste. Dieses Gerüst wird aus einem Gedankenexperiment, dem sog. Naturzustand, einem Zustand ohne Staat und ohne gesellschaftliche Institutionen, deduziert. Gefragt wird, nach welchen Prinzipien rationale Personen einen Staat einrichten würden, wenn sie nicht wüssten, mit welchen Talenten und in welcher Rolle sie Bürger dieses Staates werden würden – sie entscheiden, wie Rawls es formuliert, hinter einem ›Schleier des Nichtwissens‹. Weil individuelle Vorteilnahmen somit unmöglich werden, kommen dabei, sofern die Theoretikerin alles richtig spezifiziert hat, faire, weil alle Menschen gleichbehandelnde Prinzipien der Gerechtigkeit heraus, so die Hoffnung – ›Gerechtigkeit als Fairness‹, nennt Rawls daher sein Programm. Diese Prinzipien sollen als einmal definierte in der Lage sein, als Subsumptionskriterien konkret vorliegende Probleme mit gerechtigkeitstheoretischer Dimension eindeutig zu lösen. Sie sind »sub specie aeternitatis«, gültig »not only from all social but also from all temporal points of view«, geben ab einen »Archimedischen Punkt«, um die grundlegende Einrichtung einer jeden Gesellschaft zu beurteilen (Rawls 1999, 514, 511).
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Literatur
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Festl, M.G. (2018). Gerechtigkeitstheorie. In: Festl, M. (eds) Handbuch Pragmatismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04557-7_48
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