Einleitung: Globale Ordnung in der Ära Trump

Zusammenfassung

Die aktuelle internationale Ordnung löst sich auf. Unter der Trump-Administration hat der traditionelle Hegemon, die USA, aufgehört, die von ihm geförderten Institutionen uneingeschränkt zu unterstützen. Gleichzeitig haben Chinas Machtzuwachs, die Kontestation durch kleinere Staaten und die inneren Kämpfe des Westens mit Populismus und wirtschaftlicher Unzufriedenheit die liberale Ordnung von außen und von innen untergraben. Obwohl eine Diagnose dieser Krise kaum neu ist, sind ihre Quellen, ihr Umfang und ihre zugrunde liegenden Prozesse umstritten. Das einleitende Kapitel des Bandes stellt den analytischen Rahmen für die nachfolgenden Fallstudien vor. Hegemonie wird hier nicht nur als materielle Vorherrschaft und Dominanz eines Akteurs in Bezug auf militärische Ressourcen und wirtschaftliche Macht verstanden, sondern schließt auch ideelle Aspekte ein, da die konkrete Form der Hegemonie durch spezifische Regeln und Normen gekennzeichnet ist. Daraus folgt, dass die Transformation oder der Zusammenbruch einer hegemonialen Ordnung identifiziert werden kann, wenn einer oder mehrere der folgenden Prozesse stattfinden: 1) die materielle Konfiguration ändert sich erheblich; 2) Kernnormen, Regeln und Institutionen brechen zusammen; 3) soziale Beziehungen zwischen den weltpolitischen Akteuren ändern sich. Aus dieser Perspektive werden die Fallstudien in diesem Band den dynamischen Prozessen hegemonialer Ordnung gewidmet sein. Diese Perspektive umfasst die domestische Unterstützung und die Nachfrage nach spezifischen hegemonialen Gütern, die Anfechtung und Unterstützung durch andere Akteure innerhalb unterschiedlicher Ebenen hegemonialer Ordnungen und die zugrunde liegenden Aushandlungsprozesse zwischen Hegemon und untergeordneten Akteuren.