Zweiter Grundsatz: Entdifferenzierung, persönliche Interaktion und Austausch

Zusammenfassung

Um sich einer anderen kulturellen Tradition anzunähern, muss die Psychologie tief in sie eindringen, was wiederum zu Veränderungen in den psychologischen Konzepten und Methoden selbst führt. Das Verständnis der beunruhigenden Erfahrung, die bei interkulturellen Erlebnissen auftaucht, hängt von der Konstruktion einer vorläufigen Basis von Bedeutungen für einen bedeutsamen Austausch in der Beziehung mit dem Anderen ab. Die Teilnahme am kulturellen Feld geht allem anderen voraus. Für den Psychologen steht sie im Mittelpunkt der affektiven Konstruktionen der Bezugspersonen, die die gemeinsam entwickelten Projekte leiten. Diese affektive Basis ist von zentraler Bedeutung für die Schaffung kollaborativer Aktionen und für die Produktion von Wissen, das den Gemeinschaften verpflichtet ist. Um eine Grundlage für den Dialog an der interkulturellen Grenze zu schaffen, müssen wir den extraverbalen Aspekt der Kommunikation mitgestalten; die gesamte Bedeutung wird zum Teil in den im Dialog verwendeten Worten wahrgenommen und zum Teil im gemeinsamen Horizont der Sprecher vorausgesetzt. In den Beziehungen zwischen verschiedenen Kulturen ist das, was zwischen dem Ich und dem Anderen vorausgesetzt/geteilt wird, überlastet. Es ist daher notwendig, die Lücken aufzudecken und die Prozesse zu verstehen, die sich im Grenzgebiet abspielen, wo der andere unbekannt ist. Dies birgt das Potenzial, Neues in der Zeitlichkeit der interkulturellen Beziehung herauszuarbeiten.